lean Strategien

Dr.Gabriele Stange, Francesca Meyer – Tornado Systems GmbH Berlin

NEUE PPS-STRATEGIEN FÜR DEN MITTELSTAND
PPS für mittelständische Unternehmen – ein Beispiel
arbeitsorientierter Entwicklung

Welche Funktionen und Vorteile werden von einem PPS-System erwartet?
Die Funktion von PPS-Systemen ist bei weitem nicht mehr nur auf die Produktion und Fertigung beschränkt. Ihr Anwendungsbereich hat sich längst auch auf andere Teilbereiche ausgedehnt, so dass sie die Informationen aus allen Unternehmensbereichen verarbeiten können, wie beispielsweise Vertrieb, Einkauf, Kalkulation, Managementinformationssystem, Betriebsdatenerfassung sowie Finanz- und Lohnbuchhaltung. Was nun genau wollen Firmen durch den Einsatz eines PPS-Systems erreichen? Erwartet werden z.B. Attribute wie eine termingerechte, qualitativ und quantitativ akzeptable und kostengünstige Herstellung der Erzeugnisse bei optimaler Auslastung der Produktionsmittel. Nutzeffekte wie ‚zielgerichtete Informationsfindung‘, ‚hohe Maschinenauslastung‘, ‚kurze Durchlaufzeiten‘ oder ’niedrige Bestände‘ sollten ebenfalls durch PPS gewährleistet sein. Firmen, die auf der Suche nach PPS sind, müssen wählen zwischen einer Neueinführung, Ablösung oder Optimierung des Systems. Bei Ablöseinstallationen sind Qualitäten wie ‚größere Geschwindigkeit‘, ‚Berücksichtigung neuer Fertigungsphilosophien‘, ‚Benutzerfreundlichkeit‘, ‚Flexibilität‘ sowie ‚Übersichtlichkeit‘ gefragt. Insgesamt wird mit dem Einsatz von PPS eine Steigerung der Konkurrenzfähigkeit erwartet, gleichzeitig soll sich das System möglichst schnell amortisieren. Erfahrungsgemäß besteht zwischen angestrebten und erreichten Zielen oft eine große Diskrepanz.

Lean-PPS für schlanke Unternehmensstrukturen
Mit der Hinwendung zu neuen, schlankeren Organisations- und Produktionsstrukturen werden auch PPS-Systeme zunehmend vor neue Aufgaben gestellt. Ein Abbau der Komplexität von Prozessen, unflexiblen Automatisierungen und ressourcenfeindlichen Produktionen führt zur Hinwendung zu Recyclingkonzepten, segmentierten Fabrikstrukturen, Inselfertigung und Kanban, um nur einige Stichwörter zu nennen. Diese neuen Konzepte verlangen ein an die neue Produktionsprozesse angepasstes PPS, also Lean-PPS für eine Lean-Production. Unter Lean-PPS versteht man also schlanke Systeme, die sich auf die wichtigsten Prozesse beschränken, so dass mit möglichst wenigen Eingaben optimale Ergebnisse erzielt werden können. Diese Systeme sind offen, einfach zu bedienen, modular konfigurierbar und ermöglichen auf diese Weise wirtschaftlich effiziente Prozesse sowie eine am Kunden und am Endtermin orientierte Fabriklogistik. Informationen und Abläufe können vom Einkauf bis zum Vertrieb integriert dargestellt werden, ohne dass eine vollautomatische Steuerung vorgegeben ist.

Orientierungshilfen zur Einführung und Nutzung von EDV-gestützten Systemen zur Produktionsplanung und -steuerung
Wie bereits kurz angesprochen, kann man bei der Einführung eines neuen PPS-Systems unterscheiden zwischen Erstinstallation und Ablöseinstallation, darüber hinaus besteht noch die Möglichkeit einer Systemoptimierung. Dabei gewinnen Ablöseinstallationen und Systemoptimierungen gegenüber Erstinstallationen zunehmend an Bedeutung. Eine PPS-Ablösung unterscheidet sich grundsätzlich von einer Ersteinführung hinsichtlich ihrer Anfälligkeit gegenüber Datenverlusten bei der Umstellung, weil naturgemäß viel größere Datenmengen anfallen. Eine Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz eines PPS-Systems sind umfangreiche Maßnahmen und eine sorgfältige Planung bei Auswahl und Einführung. Die mittlerweile unüberschaubare Anzahl von Systemanbietern macht es dem potentiellen PPS-Anwärter, der auf diesem Gebiet wahrscheinlich noch kein Experte ist, nicht gerade leicht, eine geeignete Auswahl zu treffen. Hilfreich können in diesem Fall vergleichende Marktstudien zur Bewertung von PPS-Systemen sein, wie sie beispielsweise das ‚Institut Arbeit und Technik‘ des Wissenschaftszentrums Nordrh.-Westf., Abt. Produktionssysteme in Gelsenkirchen erstellt. Inzwischen etablieren sich auch verschiedene PPS-Tagungen initiiert von Anbietern, Universitäten und Institutionen mit unterschiedlichen Interessen. Häufig wird hier die These verbreitet, ein PPS-System sollte vor dem Erwerb mindestens 100 mal installiert worden sein. Auf diese Weise kann man leider den oft hochmotivierten, jungen kleinen Unternehmen kaum Marktchancen ermöglichen. Das Urteil von Unternehmensberatern über PPS-Systeme sollte ebenfalls sorgfältig auf Neutralität geprüft werden: Ein Unternehmensberater, nach einem passenden PPS-System befragt, traf folgende Aussage: ‚Wir bieten nur XYZ an, das bringt für uns das meiste Geld.‘

Kriterien zur Bewertung von PPS-Systemen
Welche Bewertungskriterien und -parameter stehen Firmen zur Verfügung, die vor einer PPS-Entscheidung stehen? Größten Wert sollte zuerst einmal darauf gelegt werden, dass sich die Entscheidungsfindung parallel auf Betriebsleitungs- und Anwenderebene vollzogen wird. Für die Anwender sind folgende Kriterien von Bedeutung: Übersichtlichkeit, Transparenz bei der Auftragsverfolgung und Fehlersuche, Komfortabilität hinsichtlich der Vielfalt und Zeitgerechtigkeit benötigter Informationen sowie Stabilität und Sicherheit des Systems. Für die Firmenleitung (Entscheider) sind folgende Parameter zu beachten: eine schnelle Einführung, ein wartungsfreies, offenes System sowie eine flexible Datenbank. Die schnelle Einführung des Systems (nicht länger als etwa 3 Monate inkl. Mitarbeiterschulung) sollte aus Kostengründen, Anwenderakzeptanzerwägungen sowie aus Gründen der Aktualität der verwendeten Software gewährleistet sein. Genauso wichtig ist die Sicherstellung von ausreichenden Serviceleistungen, die möglichst nicht von Drittfirmen erbracht werden sollten, es sei denn als echter Partner. Ferner sollte das System möglichst wartungsarm sein. Auf die Offenheit des Systems sollte besonderen Wert gelegt werden, da nur so eine Unabhängigkeit von Hard- und Software garantiert ist. Die verwendete Datenbank sollte flexibel sein, weil Änderungen im System schnell und kostengünstig durchgeführt werden können, was eine wesentliche Rolle spielt für den Fall, wenn z.B. neue Produktionsstrategien schnell umgesetzt werden sollen. Die meisten modernen Datenbanken, wie beispielsweise ORACLE 7.1 sind offen und flexibel und daher investitionssicher. Die Programmierung des Systems sollte in der neuesten Sprache (4. Generation, 4GL) erfolgt sein. Auf jeden Fall sollte bei einem System der engeren Wahl vorab eine Testinstallation durchgeführt werden, um einerseits die Anwenderakzeptanz zu beurteilen und andererseits die Integrationsfähigkeit in die Firmenstruktur zu überprüfen.

PPS in kleinen und mittelständischen Unternehmen
Die erhöhte Dokumentationspflicht im Rahmen der Forderung zur ISO 9000 lässt jetzt auch kleineren Firmen den Einstieg ins PPS-Geschäft unerlässlich erscheinen. Andererseits stellt sich gerade für kleinere Betriebe auch die Frage, ob sie sich PPS überhaupt leisten können. Das gleiche gilt für neu gegründete Firmen und solche Firmen, die durch den allgemein erhöhten Kostendruck (Wegfall von Steuererleichterungen oder Fördermitteln) jetzt mit höheren finanziellen Belastungen konfrontiert sind. Bei diesen Firmen fällt der Kostenfaktor von PPS naturgemäß viel stärker ins Gewicht, so dass sie sich auf keinen Fall eine missglückte PPS-Einführung erlauben können. Gerade hier muss also besonders sorgfältig geprüft werden, ob das System den Modalitäten des Betriebes entspricht und ob wirklich alle Voraussetzungen geschaffen und Wege geebnet wurden für den erfolgreichen Einsatz. Systeme großer Anbieter beispielsweise sind für kleinere Firmen häufig überdimensioniert und ‚down sizing‘ ist hier keine adäquate Lösung, während Anpassungskosten von Individualprogrammierungen die Kosten von Standardlösungen mit bis zu 30% übersteigen können. Es sind hier also hochelastische Systeme gefragt, die leistungsstark und trotzdem nicht zu teuer sind, Eigenschaften, welche gerade bei Lean-PPS-Systemen anzutreffen sind

Kosten-Nutzen-Gegenüberstellung
Man unterscheidet Nutzengrößen, die in Geldwert dargestellt werden können (monetäre Nutzengrößen) von solchen, die sich einer üblichen Wirtschaftlichkeitsrechnung entziehen, beispielsweise den Prestigegewinn durch den Besitz eines PPS-Systems. Theoretisch anzustreben ist ein Verhältnis von Kosten zu Nutzen <1. Hier muss darauf hingewiesen werden, daß es nicht ganz einfach ist, erreichte wirtschaftliche Verbesserungen mit dem Nutzen des Systems in Korrelation zu bringen, denn Vergleichswerte über einen Zeitraum ohne PPS-Systems können, das liegt in der Natur der Sache, nicht vorliegen. In der Realität wäre sogar noch ein Kosten/Nutzen – Verhältnis von 1 vorteilhaft, denn auch bei einem Gewinn von +0 bleibt immer noch der Vorteil als solcher, ein PPS-System zu besitzen, was die Konkurrenzfähigkeit positiv beeinflussen dürfte und auf jeden Fall den Informationsfluss verbessert.

Voraussetzungen und häufigste Fehler bei PPS-Einführungen und -Ablösungen
In der Praxis herrscht nach wie vor eine mehr oder weniger latente Unzufriedenheit mit PPS-Komplettlösungen. Die Anbieter sind demnach gefordert, ihre Produkte ebenso wie ihre Einführungskonzepte zu optimieren. Ganz entscheidend für das Gelingen einer PPS-Einführung / Ablösung ist ein umfassendes Organisationsgespräch zur Klärung und Analyse der betrieblichen Strukturen sowie als Basis für eventuell notwendig werdende organisatorische Veränderungen. Das reibungslose Ablösen eines PPS-Systems z.B. ist stark abhängig von den organisatorischen und psychologischen Modalitäten bei der Umstellung und beeinflusst damit auch die Qualität des Produkts. Bei Neueinführungen sollten Firmenabläufe und Informationsflüsse überprüft und nötigenfalls gestrafft werden. Bei Ablösungen muss die Eliminierung von Altdatenlasten und die Aufbereitung von so genanntem ‚Datenmüll‘ im Vordergrund stehen. Ganz wichtig ist es, das neue PPS-System optimal auf die jeweiligen betrieblichen Voraussetzungen abzustimmen. Dabei muss letztlich ein Mittelweg zwischen PPS-Anpassung und Organisationsformänderung in der Firma gefunden werden. Besonderes Augenmerk ist dabei speziell auf die Qualität der Daten zu richten, denn sie stellt einen limitierenden Faktor für den Effizienz des Systems dar. Ein weiterer Engpass für das Gelingen eines voll funktionsfähigen Systems ist der so genannte ‚menschliche Faktor‘, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Möglichst frühzeitig sollten die Anwender daher überzeugt und in die Entscheidungsfindung und das Einführungskonzept miteinbezogen werden, denn man darf nicht vergessen, dass mangelnde menschliche Bereitschaft eine Blockade des Funktionsumfangs nach sich zieht. Insgesamt ungünstig wirkt es sich aus, das System modulweise einzuführen. Im Gegensatz zu einer ganzheitlichen Einführung steht dabei nicht der volle Umfang des Systems zur Verfügung, so dass letztlich nicht alle Optionen ausgeschöpft werden können. Ebenfalls negativ wirkt sich auch eine zu langsame Einführungszeit aus, denn eine schlagartige Installation erhöht die Akzeptanz bei den Anwendern, die so besser Vertrauen zu dem System entwickeln können. Ganz wichtig ist es, vorab die Kompetenzfragen zu klären, das heißt für jede Abteilung sollten vor der Einführung die Verantwortlichen festgelegt werden. Unbedingt ist eine Unterstützung seitens des Managements auf allen Ebenen zu gewährleisten. Beispielsweise muss die Notwendigkeit einer Schulung akzeptiert werden, weil schulungsbedingte Freistellungen nicht zu umgehen sind. Während der Schulung sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Anwender selbst am Terminal geschult werden. Eine entspannte, angenehme Schulungsatmosphäre sollte dabei selbstverständlich sein, realisierbar z.B. durch Schulung an eigenen Betriebsdaten, wobei die Nutzer mit ihren eigenen Daten arbeiten können. Bei der Implementierung von Individuallösungen ist unbedingt darauf zu achten, dass der Aufwand nicht den erzielten Nutzen übersteigt. Standardlösungen sind häufig eine angemessenere Alternative. Weiterhin sollten die Hardwarekomponenten sorgfältig aufeinander abgestimmt werden. Hauptsächliche Problemzonen von PPS-Systemen stellen immer wieder die graphischen Benutzeroberflächen dar. Ein hoher Bedienungskomfort mit komplexen grafischen Oberflächen fordert eine relativ hohe Rechenleistung und wird damit auf Kosten der Performance erkauft. Der Bedienungskomfort ist somit umgekehrt proportional zur Verarbeitungsgeschwindigkeit, insbesondere bei großen Datenmengen. Dieser Widerspruch kann durch einen wahlweise einsetzbaren Terminalmode für schnelle Dateneingaben aufgehoben werden.

Ein neues PPS-Konzept für PPS-geschädigte sowie mittelständische Firmen
Was müssen Firmen beachten, die nach einem Misserfolg beim Einsatz eines PPS-Systems auf der Suche nach einem neuen, den Firmenabläufen adäquat angepassten System sind? Diese Frage soll am Beispiel eines mittelständischen Berliner Betriebes aus der Elektromaschinenbaubranche erörtert werden. Im Jahre 1978 erwarb diese Firma ein Planungssystem einer kleineren Firma, dabei schieden bei der Wahl des Systems große Firmen aus, weil sie zu teuer und zu starr für ein kleines Unternehmen waren. Nach interner Weiterentwicklung stieß es allerdings 1989 wegen seiner veralteten Programmiersprache (C-Basic) an seine Kapazitätsgrenzen. Bei der Wahl des neuen Systems wurde wiederum ein kleine Anbieter bevorzugt. Das System war lauffähig auf einem SCO-UNIX-Betriebssystem sowie einer ORACLE-Datenbank wegen der Systemoffenheit. Die Systeme großer Anbieter konnten zu diesem Zeitpunkt diese Eigenschaften nicht vorweisen. Eine gemeinsam mit dem Anbieter geplante Weiterentwicklung des Systems erwies sich dann leider als unfruchtbar, als das Unternehmen umfassende Reorganisationsmaßnahmen (Einführung von Fertigungsinseln und Gruppenarbeit) vornahm. Die für die Anpassung erforderlichen Schnittstellen wurden vom Anbieter nicht offengelegt, so dass eine Anpassung nicht möglich wurde trotz offenem Betriebssystem und offener Datenbank. Aus diesem Dilemma heraus entschlossen sich die Systemspezialisten der Elektromotorenfirma 1993 mit hohem Investitionsaufwand ein Systemhaus (Tornado Systems GmbH) zu gründen. Eine Marktlücke war offensichtlich geworden: PPS für den Mittelstand, d.h. für Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern. Gemeinsam mit mehreren anderen Firmen wurde die PPS-Problematik gründlich analysiert und auf dieser Basis dann eine PPS-Grundphilosophie aufgebaut. Danach begann die Entwicklung eines neuen PPS-Systems in Zusammenarbeit mit mehr als 50 Anwendern (Spidex lean-PPS) : Mitte 1994 wurde diese System dann über Nacht (!) erfolgreich eingeführt. Folgende, mittlerweile bewährte Ablösungsstrategie bildet dabei die Grundlage für das Einführungskonzept: Die Einführung erfolgt unter Anwenderbeteiligung und in kürzester Zeit, weil sie ohne Parallelbetrieb mit dem alten System durchgeführt wird. Die Schulung findet mit echten Daten statt. Umfangreiche inhaltliche Kenntnisse der Systementwickler hatten dabei natürlich einen positiven Einfluss auf den gesamten Entwicklungsprozess des Systems, an dem Entscheider sowie Benutzer gleichermaßen beteiligt waren. Insbesondere wurden die Entwicklungsfortschritte des Systems regelmäßig durch die Anwender überprüft und das System intensiv auf Fehler getestet. Die objektorientierte Programmierung des Systems bildet dabei die Basis für den wartungsarmen und anwenderfreundlichen Betrieb.

Bei der Entwicklung von PPS muss der Anwender einbezogen werden
Die Tornado Systems GmbH hat nach ausführlicher Analyse mehrerer Unternehmen unter Einbeziehung von PPS-Anwendern die Anforderungen an ein modernes PPS-Systems neu definiert. Erfahrungen mit einem zuvor selbst erstellten PPS-System sowie Ergebnisse der Anwender-Analysen schufen dabei die Basis zu einem neuen Datenmodell und optimierten daraus resultierend die PPS-Bedienbarkeit. Im Folgenden wird eine Auswahl der wesentlichen Eckpunkte vorgestellt:

1. Forderungen an das Datenmodell:   – wenige Stammdaten   – schlanke Verarbeitungsdaten   – Statistikdaten werden komprimiert ausgelagert   – alle Abfragen werden ‚online‘ verarbeitet   – Informationen werden über Relationen bereitgehalten   – das Datenmodell muss auch vom Anwender verstanden werden   – eine offene Schnittstelle zu Tabellenkalkulatiosprogrammen muss vorhanden sein

2. Forderungen an die Masken:   – Übersichtliche Darstellung   – Information muss möglichst mit einem Blick erfasst werden können   – Vermeidung von Masken über mehrere Bildschirmseiten   – Suchfunktionen über alle Felder ermöglichen   – Systemabfragen müssen schnell durchführbar sein.   – Verzweigte Informationen werden über ‚multilaterale Verknüpfungen‘ gehandhabt   – Alle Felder sind mit Hilfen zu versehen, die Maskenbedienung ist als Online Handbuch auf Tastendruck      bereitzuhalten – Alle Eingaben sind auf sofortige Plausibilität zu prüfen, gegebenenfalls erfolgt     automatisch ein Verbesserungsvorschlag  – Die Menüs müssen klein, übersichtlich und ohne tiefe Verzweigung sein

3. Wichtige Grundsätze Mitdenken seitens des Anwenders ist dringend geboten, wenn das System Nutzen bringen soll. Mitdenken ist deshalb so wichtig, weil Menschen letztlich die Entscheidungen treffen und nicht am Ende die Entscheidungsgewalt dem Computer überlassen wird. Wenn die Einstellung vorherrscht, der Computer hat immer Recht, führt es am Ende dazu, dass sich niemand für die Daten verantwortlich fühlt. Man sollte dabei nie vergessen, dass der Mensch ein leistungsfähigerer Rechner als jeglicher Computer ist. -Das System sollte von den internen Abläufen so gestaltet sein, dass sie überschaubar und nachvollziehbar sind. Jeder Anwender muss die Auswirkungen seiner Eingaben und Abfragen begreifen und überschauen können. -Die Nutzer müssen motiviert werden, sich für die Daten verantwortlich zu fühlen. Ein wesentlicher Faktor, der diesem Bestreben im Wege steht, ist eine zu große Menge an Daten. Naturgemäß nimmt die Menge an Daten immer mehr zu oder es herrscht die Ansicht, es muss ein riesiges Datenvolumen als Grundlage geschaffen werden, um daraus Entscheidungen zu generieren. Dann kann PPS allerdings leicht zur bestimmenden Maschine werden und dieses ist ein Umstand, der sich mit Gruppenarbeit überhaupt nicht vereinbaren lässt, funktionieren diese doch gerade auf der Grundlage von Flexibilität. -Was kann die Anwender noch dazu bewegen eigenverantwortlich mitzudenken? Zum Beispiel die Bereitstellung von Informationen, denn sie schafft Vertrauen. Bei einem gruppenarbeitstauglichen PPS – System bleiben Einkaufspreise, Verkaufspreise sowie Gewinn der einzelnen Artikel keinem Mitarbeiter verborgen. Dadurch stellt sich eine Vertrauensbasis ein, die sicher auch eine gute Grundlage für ein verantwortliches Mitdenken bildet. Daraus können dann z. B. Verbesserungsvorschläge resultieren und ein gesteigertes Preisbewusstsein, was wiederum die Qualität sowie die Produktivität steigert. Eine Leistungsentlohnung kann hier beides noch zusätzlich verbessern.

Gruppenarbeitstaugliche PPS – Systeme
In der Gruppenarbeit werden besondere Anforderungen an die Produktionsplanung gestellt. Es gibt eine Vielzahl von PPS-Systemen, von denen viele nicht in der Lage sind, die der Gruppenarbeit entsprechenden Abläufe abzubilden. In den meisten Systemen ist der Aufwand zur ‚System-Befriedigung‘ zu groß. In einem zur Insel analogen Handwerksbetrieb erfolgt die gesamte Steuerung ohne EDV Unterstützung. Im Unterschied dazu besteht ein Industriebetrieb aus mehreren Handwerksbetrieben (Inseln, Gruppen). Diese Konstellation erfordert ein völlig neues PPS-System-Konzept. Die herkömmlichen PPS-Systeme allerdings sind dafür ausgelegt, ein Unternehmen ganzheitlich, hierarchisch und bis ins kleinste Detail abzubilden. Um diese Aufgabe zu bewältigen, ist nicht nur ein leistungsstarkes System erforderlich, sondern auch ein großer Mitarbeiterstab. Diese alten PPS-Systeme sind träge große Saurier, die eine Insel erschlagen, da naturgemäß nicht genügend Zeit und Mitarbeiterpotential zur Verfügung stehen, um diesen Saurier zu pflegen. Außerdem sind Änderungen und Anpassungen an diesen Softwareberg nur schwer durchzuführen. Eine Insel dagegen braucht eher eine kleine „Eidechse“ für die Verwaltung. Aus dieser Konstellation erwachsen also neue Anforderungen an ein PPS -System: es muss schnell, flexibel und dabei anpassungsfähig sein. Die Bedienung muss vom Hilfsarbeiter bis zum Ingenieur verständlich sein. Ablaufänderungen in der Organisation müssen schnell und ohne großen Progammieraufwand in einem „lean PPS-System“ eingerichtet werden können.

Ein kurzer Ablauf eines gruppenarbeitstauglichen PPS – Systems
Die Disposition disponiert die Aufträge nach den Wunschterminen der Kunden. Sie sorgt für die rechtzeitige Materialverfügbarkeit und schützt grob vor Überbelastungen der Kapazitäten. Werkaufträge und Bestellungen werden als Vorschlag unter Terminberücksichtigung erstellt. Nach dem Drucken der Arbeitspapiere stehen im DV – System Materialscheine und Lohnscheine im Informationszentrum bereit. Ein kleines Planungsmodul ermöglicht es der Gruppe, die Aufträge manuell so einzuordnen, dass sich ein optimaler Fertigungsablauf ergibt. Das Planungswerkzeug ist in der Lage, die Materialsituation zu prüfen und kann so der Gruppe die Information geben, ob der Auftrag begonnen werden kann. Auf die vollgrafischen und komplexen Fertigungsleitstände wird hierbei bewusst. verzichtet. Die Bedienung ist nicht für den Fertigungsbetrieb geeignet. Die fehlenden Teile sind in dieser Planungsmaske markiert. Über direkte Informationssprünge kann jetzt eine Maßnahme getroffen werden, wie z. B. das Anmahnen des Lieferanten, wenn der Liefertermin überschritten ist, oder das Anmahnen der prozessuntergeordneten Gruppe, die die Teile bereitstellen. Gegebenenfalls kann jetzt auch noch eine Bestellung ausgelöst werden. Die einzelnen Inseln führen die Materialbuchungen eigenverantwortlich durch. Der Materialabgang wird bei Auftragsbeginn und der Materialzugang bei Auftragsende gebucht. Über ein spezielles Menü besteht für die einzelnen Gruppen auch noch die Möglichkeit, sich im System zu informieren. Hier kann man sich über die Lagerbestände, den Auftragsfortschritt und die aktuellen Konstruktionsdaten mit deren Änderungen aufklären lassen.